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Ein lebendiges Universum mit der Künstler*in Viki Mladenovski

Während des PICelectroNIC wird Viktoria in den Rotondes ihre farbenfrohe Welt im Rahmen einer Live performance vorstellen.
© Viktoria Mladenovski

Viki, kannst du denjenigen, die dich nicht kennen, ein bisschen von dir erzählen?

Ich bin ein*e multidisziplinäre*r Illustrator*in und Künstler*in aus Luxemburg mit Wohnsitz in Berlin. Meine Kundenarbeit erfolgt hauptsächlich im digitalen Bereich, wo ich mich aufs Editorial, Advertising und das Publishing konzentriere für Auftraggeber*innen wie zum Beispiel Cosmopolitan, Dr. Martens, Berliner Zeitung, Jacobin, Missy Magazine, Rainbow Center Luxembourg sowie Casino.

Meine zeitgenössischen und fröhlichen Illustrationen sind sehr farbenfroh; ich würde sie als fantasievoll und sogar surreal beschreiben. Gleichzeitig ist es mir wichtig, auch über ernstere Themen auf eine spielerische und bunte Art und Weise aufmerksam zu machen. 

Da ich viel Zeit vor dem Bildschirm verbringe, ist es mir wichtig, einen Ausgleich zu haben. So habe ich das Töpfern für mich entdeckt und bin Teil eines tollen Keramikateliers in Berlin, was es mir erlaubt, mit den Händen zu gestalten und dabei sogar neue Menschen kennenzulernen. 

Wie hast du deine Leidenschaft für die Kunst entdeckt und welche Rolle spielt sie in deinem Leben?

Es klingt wie ein Klischee, aber ich habe schon als kleines Kind total gerne und viel gemalt. Ich habe das Zeichnen und Malen immer geliebt und wusste bereits als Kind, dass ich Künstler*in werden möchte. (Damals dachte ich noch, dass das bedeutet, Straßenkünstler*in zu sein und Porträts an Fremde zu verkaufen. 

Es gab eine Zeit während meines Studiums, in der ich künstlerisch weniger aktiv war. Nach meinem Master in Englischer Literatur habe ich wieder angefangen mehr zu zeichnen und schnell erkannt, dass ich Illustrator*in werden möchte.

Für mich ist Kunst sowohl ein Spiegelbild als auch eine überarbeitete Darstellung der Welt. Sie bietet gleichermaßen eine Flucht aus und ein Verständnis von meiner Realität. Die Kunst ist eine Art Plattform, in der ich auch schwierigere Gefühle verarbeiten kann.

Siehst du die Kunst als eine Möglichkeit, wichtige Themen anzusprechen und die Menschen dafür zu sensibilisieren?

Absolut! Es ist wichtig, dass wir uns für die Themen einsetzen, die uns am Herzen liegen. Meiner Meinung nach sollen Illustrationen nicht nur unsere Welt widerspiegeln, sondern vielmehr eine neue Perspektive bieten und eine bessere Lebensweise beleuchten. Auch wenn meine Kunst und Illustrationen nicht immer einen eindeutigen politischen Hintergrund haben, so ist doch alles, was wir tun und schaffen politisch, ob bewusst oder unbewusst. 

Du benutzt deine Kunst unter anderem, um auf Themen wie intersektionalen queeren Feminismus und Umweltschutz einzugehen. Auf welche Weise spiegeln deine Werke diese Themen wider?

Mir liegt es am Herzen, ökologisch-soziale Fragen anzugehen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, vor allem für die Klimakrise in der wir uns begeben sowie einen queer-feministischen Raum zu schaffen in unserer Welt. Dazu gehört selbstverständlicherweise in meinen Illustrationen beispielsweise meine Personen so divers wie möglich darzustellen.

Abgesehen davon, dass ich mich als umweltbewusste*n intersektionale*n queere*n Feminist*in positioniere, lege ich Wert darauf, dass meine Kund*innen Verständnis für diese Thematiken zeigen und bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen und dazuzulernen. Die Zusammenarbeit mit dem deutschen queer-feministischen Missy Magazine liegt mir besonders am Herzen, da das unabhängige Pop- und Kulturmagazin sich klar positioniert und Aufklärungsarbeit leistet. Somit wird das Bewusstsein für Themen geweckt, die mir persönlich wichtig sind.

Auch Identität, Erinnerung, Zusammengehörigkeit und Freude sind zentrale Aspekte deiner Kunst. Welche Rolle spielen diese in deinem künstlerischen Schaffen und wie beeinflussen sie deine Kunst?

Ich denke viel über meine eigenen Identitäten nach, denn ich glaube, dass wir in einem stetigen Wandel sind und dass unsere Persönlichkeit nicht statisch ist, sondern sich mit jedem Szenario verändert. In meiner ersten Solo-Ausstellung What are Memories but Empty Shells? in Berlin habe ich mich mit dem Thema Erinnerungen auseinandergesetzt. Die Ausstellung ist eine installation of memories“: Sie behandelt persönliche Erinnerungen, Erinnerungen als Thema allgemein und die Bedeutung, die sie in unserem Leben einnehmen. Als Künstler*in lege ich viel Wert auf Gemeinschaft und darauf, Personen darzustellen, die sich mit Liebe und Fürsorge behandeln. Der Ausdruck von Liebe, Freude und Verletzlichkeit nimmt in einer Welt, in der finanzielles Vermögen, Hustle-Culture und die Ausbeutung von Minoritätsgruppen im Vordergrund stehen, einen besonders wichtigen Stellenwert ein.

Meine Kunst soll außerdem dazu dienen, das innere Kind in sich wiederzufinden und Freude daran zu haben die Welt die ich schaffe zu entdecken und erlernte Dinge in Frage zu stellen.

Dein künstlerisches Portfolio ist sehr umfangreich und umfasst Illustrationen, Keramik, Gemälde, Verpackungen und mehr. Siehst du einen Vorteil darin, dein künstlerisches Output über eine solche Bandbreite von Medien zu präsentieren?

Ich liebe es zu experimentieren und verschiedene Medien und Techniken auszuprobieren. 

In verschiedenen Medien zu arbeiten inspiriert mich, so dass ich auch keine Angst davor haben muss in eine Kreativblockade zu fallen. Persönlich finde ich, dass es schön ist sich nicht an einem Medium festzuklammern, sondern immer weiter zu experimentieren und neues zu entdecken.

Pausen vor dem Bildschirm einzulegen ist ebenso wichtig. Ich liebe es mit meinen Händen zu arbeiten und habe meine Leidenschaft für Keramik entdeckt. Meine Keramikarbeiten, Textilienskulpturen, usw. sehe ich ganz klar als Teil meiner Arbeit als Illustrator*in, denn diese inspirieren meine digitale Illustrationen. Umgekehrt ist es genau so, meine digitalen Illustrationen inspirieren ebenso meine Keramikkunst. All diese Ausdrucksformen zu verfolgen gibt mir unglaublich viel Inspiration.

Woher nimmst du deine Inspiration?

Aus vielen verschiedenen Lebensbereichen. Das können ganz einfache, alltägliche Momente sein. Meine Illustrationen sind ein Ausdruck vom Erlebten, von Gedanken und Gefühlen.

Ich besuche auch natürlich gerne ganz klassisch Kunstmuseen oder Konzerte, lasse mich von Filmen und Büchern inspirieren. Die Künstler*innen Leonora Carrington und Claude Cahun haben einen besonders großen Einfluss auf mich.

Eine weitere Inspirationsquelle ist die Modewelt. Ich liebe es, meine Figuren in Kleidung darzustellen, die ich gerne auf der Straße sehen würde oder die ich selbst tragen würde. 

Fashion ist ganz klar eine Form des Selbstausdrucks für mich und witzigerweise bekomme ich auch oft Kommentare, dass ich aussehe wie die Personen in meinen Illustrationen.

Deine Illustrationen sind in verschiedenen Publikationen und Projekten erschienen. Gibt es ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt? Wenn ja, aus welchem Grund?

Wow! Es ist echt schwer, sich für etwas zu entscheiden. Ich gehe alle meine Projekte mit ganzem Herzen an, so haben fast alle meine Kreationen und Aufträge eine besondere Bedeutung für mich.

Ein Projekt, auf das ich sehr stolz bin, ist mein Wanddesign für Dr. Martens. Rein physisch gesehen ist es mein größtes Kunstwerk, da die Illustration über 3 Meter hoch und über 6 Meter lang ist. 

Während des PICelectroNIC wirst du live zum Takt der Melodien von Napoleon Gold & Klein’s Musik zeichnen. Wie hast du dich auf diese aufregende Erfahrung vorbereitet?

Um mich auf das Live-Zeichnen vorzubereiten habe ich mir die Musik sehr oft angehört und dazu gezeichnet. Ich habe versucht mich nicht einzuschränken, sondern das Zeichnen intuitiv fließen zu lassen. Da ich als Illustrator*in eine visuelle Person bin, rufen Melodien bestimmte Farben und Gefühle hervor.

Nach dieser ersten Vorbereitungsphase geht es nun ans Motif und zeitliche Einschränkungen. Das Bild muss zum Schluss mit der Musik zeitlich übereinander stimmen. Nur so kann ich meine Vision dann während des Live-Events zu Ausdruck bringen.

Natürlich gibt es bei der Veranstaltung technische Details zu beachten, wie zBsp. am Ende die Arbeitsgeräte richtig zu konfigurieren. Ich werde digitale Zeichnungen anfertigen und muss sicherstellen, dass meine Arbeitsgeräte richtig konfiguriert sind. Ich bin auch dabei, einige Illustrationen vorzubereiten, die ich während des Konzerts aufrufen kann, um das Ganze komplexer und aufregender zu gestalten.

Es ist das erste Mal, dass ich eine Live-Zeichnung zur Begleitung eines Live-Konzerts anfertige und somit eine äußerst spannende Gelegenheit für mich.

Welche Emotionen möchtest du dem Publikum in den Rotondes mit dieser Live-Performance vermitteln?

Freude darüber was als nächstes kommt und ein Gefühl von Abenteuer.

Ich sehe meine Zeichnungen und die Musik von Napoleon Gold & Klein als eine Symbiose; zwei Kunstformen, die sich gegenseitig beeinflussen. So soll beides, die Klänge als auch die visuellen Elemente, Emotionen beim Publikum hervorrufen.

Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was passiert und wie die Leute reagieren werden, denn das ist jedes Mal aufs Neue eine Überraschung für uns Künstler*innen, da jede Person ihre eigene Geschichte und Hintergrund hat sowie ihre eigenen Emotionen und Gefühle. Egal welche Emotion hochkommt, hat sie eine Daseinsberechtigung.

Wir haben gehört, dass du nach dem PICelectroNIC eine weitere Überraschung für unser Publikum planst… Gib den Lesern und Leserinnen doch einen kleinen Tipp!

Ich versuche es, nicht zu viel zu verraten ;) Ihr werdet einige meiner Figuren aus der Live-Zeichnung in einem riesigen Projekt wiedersehen, an dem ich mit den Rotondes arbeite. Es wird etwas sehr greifbares sein und Kleinkinder ab 2 Jahren werden Spaß daran finden. Gleichzeitig ist es auch für Erwachsene gedacht.

Vielen Dank für das Interview! Ich hatte viel Spaß und schätze es sehr.