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Hélène Walland Queer loox

Neben den Filmen geht es auch darum, dass Leute sich kennenlernen.“
© Foto 1: Hélène Walland / Foto 2: Body: Politics

Die Rotondes arbeiten in jeder Spielzeit mit Kollektiven und Vereinen zusammen, die sich kritisch mit sozialen Fragen auseinandersetzen und Dialog und Reflexion fördern. Wir haben uns mit Hélène Walland von queer loox getroffen, um von ihr zu erfahren, was das Besondere an den von dem queerfeministischen Verein organisierten Veranstaltungen ist.

queer loox ist schon seit den ersten Vorführungen in den Rotondes (und ehemals dem CarréRotondes) präsent. Wie hat das Projekt begonnen?

Hélène: queer loox wurde 2014 als Kollektiv von Menschen gegründet, die in anderen Städten im Ausland gelebt haben. Sie vermissten die Möglichkeit, feministische, queere Filme zu sehen, weil in den Luxemburger Kinos nicht so viele davon gezeigt werden. Diese Filme wurden von ihnen selbst ausgewählt und den vorhandenen Möglichkeiten entsprechend vorgeführt. Als queer loox 2017 zum Verein wurde, haben wir damit begonnen, in jeder Spielzeit ein regelmäßiges Programm zu zeigen.

Die Zusammensetzung des Publikums ist jedoch gleich geblieben. Wir haben ein Stammpublikum, das regelmäßig kommt, und das ist ein LGBT-Publikum. Aber bei jeder Vorführung sehen wir neue Gesichter, die da sind, weil der Film sie interessiert. Wir laden immer dazu ein, sich nach der Vorführung in der Buvette zu treffen, um weiter zu plaudern und gemeinsam etwas zu trinken. Neben den Filmen geht es auch darum: Leute kennenzulernen und Neues zu entdecken.

Nach welchen Kriterien wählt das Team von queer loox Filme aus?

H.: Das einzige Kriterium, das wir uns gesetzt haben, besteht darin, nur Filme auszuwählen, die in Luxemburg noch nie gezeigt wurden. Dadurch haben wir eine sehr große Auswahl an Filmen, zumal wir alle Stilrichtungen (Dokumentarfilme, Spielfilme, Kurzfilme), alle Epochen und alle Länder abdecken.

Wir beginnen oft mit Filmen, die wir kennen, und unseren persönlichen Vorlieben. Außerdem bemühen wir uns, die Konzentration auf westliche Produktionen zu vermeiden und Filme aus Ländern anzubieten, aus denen wir nicht so häufig Filme zu sehen bekommen. So haben wir mehrere Filme von RegisseurInnen iranischer Herkunft gezeigt oder auch den kenianischen Film Stories of our lives, der vom Nest Collective produziert wurde.

Stories Of Our Lives — Official Trailer

Angesichts dieser großen Auswahl ist es doch sicher einfach, eine ausgewogene Auswahl zu treffen?

H.: Nicht unbedingt, und das hat mehrere Gründe. So besitzt beispielsweise der Iran nicht die gleichen Produktions- und Vertriebskapazitäten wie die Vereinigten Staaten oder Frankreich. Hinzu kommt die Tatsache, dass einige Themen in vielen Ländern tabu sind. Das führt natürlich dazu, dass aus diesen Ländern viel weniger Filme kommen, die ein feministisches oder LGBT-Thema behandeln.

Darüber hinaus stellt sich auch die Frage der Untertitelung, was zu Einschränkungen im Vertrieb führen kann. Zum Teil gibt es keine Untertitel, weil es dafür nie ein Budget gab. Dieses Problem stellt sich auch bei kleinen Independent-Filmen aus den USA oder Europa. Glücklicherweise sind in Luxemburg viele Leute mehrsprachig, so dass wir uns bei den angebotenen Sprachen einige Freiheiten erlauben können.

Was kannst du uns für die Spielzeit 21/22 empfehlen?

H.: Alles! (lacht) Schließlich versuchen wir versuchen, die Dinge zu mischen. Es gibt einen Dokumentarfilm über die Philosophin und Schriftstellerin Susan Sontag und einen Monika-Treut-Abend mit zwei Filmen, Gendernauts und Genderation. Mit Hedwig and the Angry Inch zeigen wir auch etwas Komisches. The Watermelon Woman wurde kürzlich restauriert und war bis vor kurzem kaum zu finden. Es ist ein wirklich interessanter Film über die Darstellung von Schwarzen im Kino. 

Und dann machen wir noch etwas, was wir schon sehr lange vorhatten: einen Filmabend mit dem Titel Body: Politics, an dem wir experimentelle Kurzfilme zeigen. Wir waren lange nicht sicher, ob das Interesse daran groß genüg sein würde, aber in diesem Jahr gehen wir es an! Wir sind schon bei der Auswahl und wissen bereits, dass es Klassiker zu sehen geben wird, Barbara Hammer, Valie Export, feministische Avantgarde-KünstlerInnen aus den 70er und 80er Jahren. Diese Filme zu zeigen, ist äußerst kompliziert – in erster Linie, weil sie nicht digitalisiert sind –, aber es ist superspannend!